Klangvolle Klavierstimmungen
Unternehmen
Klavierstimmen ist nur was für Könner!
Eine Klavierstimmung ist eine sehr komplizierte Angelegenheit. Unsere Lehrlinge haben da schon die leidvollsten Erfahrungen gemacht. Es bedarf nicht nur eines exzellenten und gut geschulten Gehörs, auch die Handhabung der Werkzeuge hat ihre Tücken. Die tausenden verschiedenen Konstruktionen der Klavierhersteller führen dazu, dass manche Instrumente sehr leicht, andere nur mit sehr viel Geduld und Erfahrung in ordentliche Stimmung versetzt werden können. Es müssen rund 220 Saiten auf einen harmonischen Gesamtklang gebracht werden. Dazu muss man wissen, dass die Stimmnägel (oder Stimmwirbel) beim Stimmen nur minimal bewegt werden. Ab das eben ganz genau. Deshalb haben unsere Auszubildenden in ihrer Lehre täglich ein Klavier gestimmt. Also: Lassen Sie einen Fachmann ran! Oder die Fachfrau!
Klavierbauermeister Kalscheuer hat in seiner beruflichen Laufbahn ca. 50.000 (in Worten: fünfzigtausend) Klaviere und Flügel gestimmt.
Die Stopper-Stimmung®
Das pythagoräische Komma
Wenn Sie auf dem Klavier bei A2 (dem ersten Ton auf der Klaviatur) beginnend sieben Oktaven nach oben spielen oder zwölf Quinten nach oben, kommen Sie auf der gleichen Taste (a5) aus. Bei sieben reinen Oktaven zu zwölf reinen Quinten ergibt sich aber eine unterschiedliche Tonhöhe. Da das Frequenzverhältnis der Oktave 2:1 ist, das der Quinte aber 3:2, kommen wir zu folgender Rechnung:
Das wiederum entspricht ungefähr 74:73. Und dieses 1/73 muss nun wieder in der Oktave verteilt werden, damit es zur gleichstufig-temperierten ("wohltempemperierten") Stimmung kommt, mit der man nun in alle Tonarten modulieren kann. Deshalb hat J. S. Bach 1722 auch das "Wohltemperierte Clavier" veröffentlicht, eine Sammlung von 24 Präludien und Fugen in allen Dur- und Molltonarten chromatisch ansteigend.
Die Grundlage die Stopper-Stimmung® und ihre Hintergründe
Die über 3.000 Jahre alte und nie zur vollkommenen Zufriedenheit der Musikwelt geklärte Frage nach der perfekten Ordnung der Töne zueinander, hat mit der Stopper-Stimmung® eine epochale Antwort gefunden. Klavierbauermeister Bernhard Stopper hat diese Stimmung und deren Theorie bereits 1988 veröffentlicht. Damals war noch eine Art Kleiderbügel zum Greifen des Basisintervalls dieser Stimmung - der Duodezime - notwendig. Das konsequente Stimmen mit diesem Intervall hat dramatische Auswirkung: Die bei herkömmlichen Temperaturen als störend und matschig empfunden Schwebungen löschen sich hier aufgrund interferierender Symmetrien gegenseitig aus! Das so entstehende Klangbild eines Instruments besticht durch ein Maximum an Klarheit und Resonanz.
Die rasante Entwicklung der Computertechnik und Bernhard Stoppers professionelles Arbeiten auf diesem Feld ermöglichten es ihm, seine Berechnung und sein Wissen in ein Computerprogramm zu stecken: Die Tunic®-Stimmsoftware war geboren. Diese Software erzeugt genau die Stimmung, die dem Gefühl nach ohnehin angestrebt wird, und das in einem bislang unerreichten Maß an Perfektion. Sie beschert dem Pianisten einen Klang, an dem das Ohr einfach nichts mehr auszusetzen hat. Extrem praktisch ist zudem, dass mit der Tunic®-Software zum Erschaffen dieser Harmonie kein zeitraubendes Erlernen neuer Stimmintervallabfolgen notwendig ist.
Die Handhabung der Inharmonizität mit ihren spezifischen Problemen am Übergang von blanken zu umsponnen Saiten und bei der Intervallstreckung wird von der Software automatisch im Hintergrund erledigt. Ein Einmessen von Tönen vorab ist nicht erforderlich. Unterschiedliche Instrumente können so auch optimal zusammengestimmt werden. In der Stopper-Stimmung® wird das "pythagoräische Komma" nicht, wie bisher üblich, auf die 12 Quinten verteilt: Der Quintenzirkel wird durch den Kunstgriff der Spaltung der Quinten in ihre Bestandteile Duodezime (3) und Oktave (2) zerlegt. So stellt sich der Quintenzirkel dann als Zirkel aus 12 Duodezimen und 19 Oktaven dar, wobei das pythagoräische Komma in der Stopper-Stimmung® auf der Oktavseite belassen wird. Der theoretische Halbtonfaktor ist die 19te Wurzel aus 3, die Oktaven sind um 1,23 Cent größer. Die Nichtlinearität des Klangspektrums von Musikinstrumenten (Inharmonizität) erfordert zusätzlich eine Korrektur des theoretischen Faktors. Die Tunic®-Stimmsoftware erledigt diese Korrektur automatisch und mit einer vom menschlichen Gehör kaum zu erreichenden Präzision.
Diesen Aufsatz von Klavierbauermeister Wilfried Meister aus Gemünden haben wir mit freundlicher Genehmigung des Autors veröffentlicht.